Lernen für’s Leben?

Anna-Maria Busch über sinnvolle Bildung

Verzweifelt nehme ich die junge Generation wahr, darüber wie sinnlos sie Schule erleben. Das geht weit über ein „generationstypisches Genörgel“ hinaus. Das ist grundsätzlicher. Sie fragen ernsthaft nach der Sinnhaftigkeit und Lebensbezogenheit der schulischen Bildungsinhalte – zumal in Zeiten von KI und ChatGPT; die Generation Alpha trägt, wie die meisten von uns, das Weltwissen jederzeit verfügbar in der Hosentasche.

Sie werden erzogen zum Bulimie-Lernen: irgendwas, was sie im wahrsten Sinne nicht begriffen haben, sich unter großem Druck in den Kopf hämmern, um es am nächsten Tag in der Arbeit wiederzukäuen und dann wieder zu vergessen. Die nächste Arbeit steht an.

Vom Frust der engagierten Pädagoginnen, Lehrer und Eltern ganz zu schweigen.

Der Physiker und Philosoph Harald Lesch ist hier provokativ klar, wenn er davon spricht, wie das Bildungssystem junge Menschen in Vokabeln und lebensfremden Mathe-Aufgaben einkerkert, weil die wichtigen Fächer wie Kunst, Musik, Sport viel zu wenig unterrichtet werden – ich würde noch ergänzen:  Religion bzw. Ethik.

Diese Fächer sind wichtig, weil sie in Menschen Schöpferkraft und Selbstwirksamkeit wachrufen und nach Werten fragen. Was unsere Gesellschaft mehr denn je benötigt, sind Menschen, die kreativ, gemeinwohlorientiert und kritisch nach Lösungen für die großen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft suchen. Dazu sollte Schule ein, vielleicht sogar der Lern- und Erfahrungsort sein. Das kann ChatGBT nämlich (noch) nicht.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein geistreiches und gesegnetes neues Schuljahr.

Anna-Maria Busch, Stadtjugendpfarrerin Leipzig
Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Foto: Rolf Oeser (fundus-media)